Die Kunst des Wandels

Susanne Slenders hat eine Kolumne geschrieben, welche eine Situation beschreibt, die wahrscheinlich vielen Trianern bekannt sein wird, aber auch denen, die schon einmal an einer Schulung teilgenommen haben, an der sie zuvor Zweifel hatten.

In fast jeder Trainingsgruppe gibt es ihn. Zurückgelehnt, mit skeptischer Miene, wartet er ab, was sie diesmal wohl in petto hat und was ihm das bringen soll. Denn neue Leute einarbeiten, das macht er schon seit Jahren, und obwohl das bei dem einen viel schneller und einfacher geht als bei dem anderen, gelingt es irgendwann doch immer, einem neuen Kollegen die Arbeit beizubringen. Klar, die Neuen machen oft Fehler, aber das ist logisch. Schließlich braucht man Jahre Erfahrung, um die Kniffe des Fachs in den Griff zu bekommen. Und dazu kommt auch noch, dass diese Leiharbeitnehmer manchmal ganz schön unmotiviert sind.

Sie steht vor der Gruppe Teilnehmer und erkennt sofort den Blick des Skeptikers. Er, der weiß, dass in der Vergangenheit schon öfter Initiativen gestartet wurden und dass die sich letztendlich immer wieder totliefen. Und jetzt sitzt er hier in einem Training und will alles erst einmal sehen. 

Die Teilnehmer haben einen Vormittag Theorie hinter sich, und an diesem Nachmittag nehmen sie am Arbeitsplatz ihre eigene Arbeit durch. Sie erklären, wie die Aufgabe erledigt werden soll, an welcher Stelle es oft schiefgeht und auf welche Kniffe es besonders ankommt. Die Miene des skeptischen Teilnehmers hellt sich auf und es erscheint ein Leuchten in seinen Augen, während er voller Begeisterung über seine Arbeit berichtet. Und sobald sich bei den Übungen zeigt, dass es erstaunlich gut gelingt, jemandem auf diese neue, komische Art eine Aufgabe beizubringen, beginnt die Skepsis schon zu schmelzen. Sollte es tatsächlich funktionieren?

Im Lauf der Woche bekommt sie viele kritische Fragen. Denn es scheint alles so einfach, wie sie es darstellt, dieses Standardisieren und Ausbilden – aber wo soll man die Zeit dafür hernehmen? Man hat ohnehin schon so viel zu tun. Gemeinsam wird darüber nachgedacht, wie man Zeit für die Ausbildung finden könnte. Und dann wird ein Plan geschmiedet. Ein Plan, der am Freitag dem Management vorgelegt wird. Zustimmende Blicke, eine Frage zur Verdeutlichung, eine kritische Bemerkung, aber dann wird der Plan genehmigt.

Der Teilnehmer mit der skeptischen Miene möchte noch etwas sagen. Dass er zu Anfang überhaupt kein Vertrauen in die Sache hatte. Er wisse nicht, ob sie das gemerkt habe, aber jetzt möchte er doch sagen, dass er viel gelernt hat und dass er sich darauf freut, dies ab Montag in die Praxis umzusetzen und neue Kollegen so gut wie möglich in ihre Aufgaben einzuführen.

Sie packt ihre Sachen und fährt in zufriedener Stimmung nach Hause.